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20. September 2025 4 Minuten

Anatomie einer Hasswelle: Diskursanalyse zu Hayali, Theveßen und Ruhs

Der Mord an Charlie Kirk ist ein Brandbeschleuniger für Angriffe auf die Meinungsfreiheit und die politische Polarisierung. Auf beiden Seiten des Atlantiks.

Seit mehr als einer Woche tobt der Furor in den Feeds. Besonders auf Dunja Hayali und Elmar Theveßen entlud sich viel Hass, Häme und Kritik. Der Fall von Julia Ruhs brachte – neben weiteren Entwicklungen in den USA (Jimmy Kimmel etc.) – weiteren Zündstoff in den Diskurs.

Richard Schwenn und Hannah Schimmele haben den X-Diskurs um diese drei Fälle näher betrachtet.

Zeitlicher Verlauf
Die Wellen gegen Hayali und Theveßen rollten relativ zeitgleich los und waren im quantitativen Ausmaß zu Beginn ähnlich.

Einen zweiten Peak hatten der Diskurs um Hayali nach Bekanntgabe ihres temporären Social-Media-Rückzugs. Während der Diskurs zu Theveßen langsam ausfadete, kam der Fall von Julia Ruhs seit Donnerstag sehr prominent hinzu.

Dieser wurde oft in Verbindung gebracht mit den anderen beiden Fällen, gerade mit Hayali. Im Gegensatz zu ihr gibt es bei Ruhs aber weitaus weniger Kritik oder Beleidigungen. Auch bei Theveßen war das Level an personenbezogener Diffamierung, Beleidigung oder gar Hass weitaus geringer als bei Hayali.

Zentrale Dynamiken
– Angebliche Legitimation politischer Gewalt und Täter-Opfer-Umkehr
– “Desinformation” und “Meinungsindoktrination” durch den ÖRR
– Beleidigungen, Forderungen nach Entlassung bis hin zu Morddrohungen
– Linke Cancel Culture (“Ruhs muss gehen, Hayali darf bleiben”)
– Der Diskurs ist “X-interner” als bei FBG. Auch alternative Medien waren präsent, aber nicht in vergleichbarem Ausmaß.
– Aus technischer Sicht liegt noch kein so ausgeprägter Kampagnen-Charakter wie im Fall Brosius-Gersdorf vor, da qualitative Elemente wie bezahlte Werbung oder Online-Petitionen fehlen. Eine Solidaritäts-Petition (173.000 Unterschriften, Stand 22.09) gibt es hingegen. Auch ein klar definiertes Kampagnen-Ziel ist bisher nicht vorrangig, jedoch werden Aufrufe, Theveßen bzw. Hayali zu entlassen, wiederholt. Das Volumen an personenbezogenen Beleidigungen und Hassrede ist in Relation zum Gesamtkommunikationsaufkommen umfangreicher als bei Brosius-Gersdorf.

Die Petition „Linksfunk stoppen“ (40.000 Unterschriften, Stand 22.09.) fordert eine Entschuldigung des NDR und ein Umbau des ÖRR.

Die drei Fälle sind jeweils unterschiedlich gelagert. Man kann und sollte sie unter dem Begriff der Meinungsfreiheit diskutieren, muss sie aber jeweils differenzieren.

Hayali hat Selbstverständliches gesagt. Sie hat einen politischen Mord verurteilt und gleichzeitig die kritische Bewertung von Kirks politischem Wirken in klaren Worten vorgenommen. Die Reaktionen: Beleidigungen, Morddrohungen, Forderungen nach Entlassung etc.

Theveßen lag mit zwei Aussagen daneben. Dafür erntete er Diffamierung, Beleidigungen, Forderungen nach Visa-Entzug und Entlassung.

Ruhs wurde vom NDR von ihren Aufgaben entbunden. Eine Entscheidung, die nach aktuellem Wissensstand mindestens fragwürdig ist. Definitiv ist sie in der aktuellen Lage schädlich für das Vertrauen in Medien.

Der “Rage Level” ist seit einer Woche konstant hoch, befeuert von unterschiedlichen Fällen, die zu einer großen Erzählung der Meinungsdiktatur konstruiert werden.

Die Muster bleiben: Es wird die schlechtmöglichste Absicht unterstellt, in die eigene Agenda eingebaut und die maximale Polarisierung eines systemischen Konflikts zwischen “Links-(Grün)-” / “Rechts bzw. “Woke” / “Normal” betrieben.

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Autor:in

Foto von Philipp Sälhoff

Philipp Sälhoff

Geschäftsführer

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