Trumps Fluch der Karibik

Nach Jahren der Mythen, Verschwörungserzählungen und Mutmaßungen könnte die Causa Epstein Files nun bald ihren Höhepunkt finden.
Mit der Zustimmung beider Kammern im US-Kongress fehlt jetzt (theoretisch) nur noch die Unterschrift Trumps, um die Akten über den Sexualstraftäter Jeffrey Epstein tatsächlich freizugeben. Dieser soll über Jahre minderjährige Mädchen auf seinen Anwesen in den USA und der Karibik systematisch sexuell missbraucht haben. Für die MAGA-Bubble stellt das Hin und Her des Präsidenten eine Zerreißprobe dar, hatte doch Trump selbst noch während des Wahlkampfes im großen Stil Verschwörungserzählungen zu den Akten vorangetrieben.
Besonders eklatant zeigt sich dies am Beispiel von Marjorie Taylor Greene. Das Ex-Trump-Fangirl und MAGA-Idol hat nun wegen dessen Blockadehaltung zur Veröffentlichung der Akten öffentlichkeitswirksam mit dem Präsidenten gebrochen, inklusive Veröffentlichung von privaten Chats. Auch zeigt sie plötzlich Reue für die frühere Verbreitung von Verschwörungserzählungen, wobei Spekulationen um eine mögliche Präsidentschaftskandidatur hier sicherlich nicht ganz unzusammenhängend sein dürften. Trump reagierte gewohnt einfallsreich und betitelt seine ehemalige Verbündete nun als “Marjorie Traitor Brown”.
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Über den MAGA-internen Streit und die Rolle von Greene und Holocaustleugner Nick Fuentes dabei schreibt der Spiegel (€).
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Wie QAnon-Influencer versuchen, sich die Debatte um Epstein schön zu reden und Trump zu verteidigen, analysiert Media Matters.
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Wie der Präsident von seinen eigenen Verschwörungstheorien eingeholt wird, beschreibt t-online.
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Auch um Russland soll es in den Epstein-Akten gehen. Offenbar wollte dieser dem Kreml Informationen über Trump anbieten.
Ebenfalls um geleakte Dokumente ging es diese Woche mit Blick auf Russland, spezifisch die “BRICS-Europe”-Konferenz in Sotschi. So soll das Treffen laut internen Kreml-Dokumenten Teil der russischen Strategie sein, den Einfluss in Europa auszubauen, wofür gezielt europäische Politiker:innen angesprochen und für Propaganda-Zwecke eingespannt werden sollen. Mehrere AfD-Politiker folgten der (indirekten) Einladung und waren in Sotschi dabei – trotz Widerstand von Parteichefin Weidel, jedoch mit Unterstützung von Co-Chef Chrupalla.
- Rückendeckung bekam die Partei auf der Konferenz auch von Dmitri Medwedew, während die AfD-Politiker Steffen Kotré, Hans Neuhoff und Jörg Urban sich als Brückenbauer zu Russland präsentierten.
- Der Europaabgeordnete Neuhoff steht zudem im Fokus aufgrund von Kontakten eines Ex-Mitarbeiters zum russischen militärisch-industriellen Komplex.
- Ebenfalls zeigen aktuelle Recherchen mögliche Verbindungen des BSW zu dem Voice of Europe-Netzwerk von Viktor Medwedtschuk, dem Schmiergeldzahlungen an europäische Politiker:innen vorgeworfen werden.
Wie russische Agitatoren es bereits ganz konkret schaffen, Unruhe in Deutschland zu stiften und welche (sicherheitsrelevanten) Folgen Desinformation haben kann, zeigte diese Woche die Fake-Terrorwarnung vor einem islamistischen Anschlag gegen Schulen in Berlin, die mutmaßlich von einem russischen Telegram-Kanal stammt.
Dieser Text ist zuerst im wöchentlichen Desinfo-Briefing als Editorial erschienen. Wenn Sie das Briefing mit den neuesten Hintergründen und Analysen rund ums Thema Desinformation erhalten wollen, abonnieren Sie dieses gerne hier.
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