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15. September 2025 10 Minuten

Der Sturm nach dem Schuss

Liebe Leserin, lieber Leser,

13,7 Millionen Wahlberechtigte (also mehr als in ganz Ostdeutschland), 20.000 Mandate, 396 Städte und Gemeinden, 56,8 % Wahlbeteiligung (so hoch wie seit 1994 nicht mehr), 31 Kreise und das Ruhrparlament.

Das sind die einen Zahlen der Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen, “der kleinen Bundestagswahl”. Die anderen geben vor allem der Union Gelegenheit zum Aufatmen. Die CDU bleibt mit landesweit 33,3 % stärkste Kraft – in etwa so viel wie bei ihrem bisherigen Rekordtief von 2020 (34,3 %). Die SPD folgt mit 22 ,1 %, womit sie ihren historischen Tiefstwert von 24,3 % im Jahr 2020 nochmals unterbot. Die Grünen rutschten von ihrem bisherigen Bestwert (20 %) auf nur noch 13,5 % ab, während die FDP statt früher 5,6 % jetzt nur noch etwa 3,7 % erreichte. Dagegen konnte die Linkspartei leicht zulegen und kommt nun auf über 5 %. Besonders bemerkenswert ist der Erfolg der AfD: Mit landesweit 14,5 % hat sie ihr Ergebnis von 2020 (5,1 %) mehr als verdreifacht.

  • Der Spiegel veranschaulicht das Ergebnis auf einer Wahlkreiskarte.
  • Wenig überraschend sind die Themen, die die Wähler jeweils von den Parteien  überzeugten. Der WDR listet hier das Wahlverhalten auf.
  • Den Osten gibt’s jetzt auch im Westen, kommentiert der Stern.
  • Nur in zwei Städten wurde im ersten Wahlgang der Bürgermeister bestimmt, in 21 Kommunen entscheidet die Stichwahl am 28. September.
  • Darunter auch Gelsenkirchen, Duisburg und Hagen, wo es AfD-Kandidaten in die Stichwahl um das Oberbürgermeisteramt geschafft haben. CDU und SPD haben angekündigt, sich gegenseitig zu unterstützen.
  • In Mönchengladbach kamen weder Spaßpolitiker Sonneborn noch Reality-Star Kontalis weiter, Bill Kaulitz wird somit also auch nicht “First Lady” der Stadt am Niederrhein.

International sorgte der Mord an Charlie Kirk für Bestürzung, aber auch für weitere Polarisierung und Gewaltaufrufen. Der Gründer der konservativen Jugendorganisation Turning Point USA und einer der bekanntesten ultrarechten Influencer der MAGA-Bewegung wurde am Mittwoch bei einer Veranstaltung erschossen – just in dem Moment als er über Waffengewalt sprach. Kurze Zeit später wurde der 22-jährige Tyler Robinson festgenommen.

  • Was über das Motiv bisher bekannt ist oder vermutet werden kann, hat die Morgenpost zusammengetragen.
  • Warum Charlie Kirk eine Lichtgestalt der MAGA-Bewegung war, analysiert der Spiegel.
  • Seine Witwe Erika Kirk erklärte nun, seine Arbeit noch radikaler fortzuführen.
  • Das Handelsblatt analysiert, wie der Mordanschlag die transatlantischen Beziehungen der MAGA-Bewegung zur AfD fördert.
  • “Hey Faschist! Fang“, “Wenn du das liest, bist du schwul, lmao” und “Bella ciao“: ntv erklärt die eingravierten Botschaften auf den Patronen. Letztere sorgt nun auch für Streit in Italien.
  • Kritiker von Kirk werden nun zum Ziel einer Hasskampagnemehrere Dutzend Personen wurden offenbar nach Äußerungen bereits entlassen oder suspendiert.
  • Solche Anfeindungen betreffen nun auch den ZDF-Büroleiter in Washington, Elmar Theveßen. Ex-US-Botschafter Richard Grenell wirft ihm vor, ein “linksradikaler Aufwiegler” zu sein und fordert einen Visaentzug.
  • Auch in Deutschland polarisiert der Umgang mit dem Mord: Sowohl gewaltverherrlichende Reaktionen, eine Instastory der Linksjugend Hannover, als auch Verharmlosungen von Kirks Positionen wie bei CDU-Politikerin Caroline Bosbach ernteten Kritik.

Großbritannien muss sich ebenfalls mit zunehmender politischer Polarisierung auseinandersetzen: In London haben mehr als 100.000 Menschen an der vermutlich größten rechtsextremen Demo in der Geschichte des Landes teilgenommen.

Mit Spaltung versuchte es auch Javier Bolsonaro in Brasilien. Nun wurde der brasilianische Ex-Präsident zu mehr als 27 Jahren Haft verurteilt.

In New York will Annalena Baerbock als neue Präsidentin der UN-Generalversammlung hingegen vereinen. Der BILD am Sonntag gab sie nun ein Interview zum Start und bezog Stellung zu einem diplomatisch-romantischen Gerücht.

Eher unsanft zieht Julia Klöckner weiter die Zügel im Bundestag an: Geplant sind höhere Ordnungsgelder bei Zwischenrufen und unentschuldigtem Fehlen und auch keine Laptop-Aufkleber mehr (Original-Schreiben). An die berühmtesten Ordnungsrufe erinnert das ZDF. Ob das auch für mehr Disziplin beim zweiten Anlauf der Verfassungsrichterwahl sorgen wird, zeigt sich am 25. September.

Auch wenn die Handynummer von Kanzler Merz derzeit bei Datenhändlern getradet wird, das neue Organigramm des Kanzleramts ist weitaus interessanter und vor allem legal erhältlich. Zudem gibt es interessante Personal-News aus der wichtigsten Waschmaschine der Republik, wie Table.Briefings berichtet.

Mit den besten Grüßen zum Wochenstart

Philipp Sälhoff


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