Der Desinfo-Jahresrückblick
Den Jahresausklang hatte sich der russische Botschafter in Berlin sicher anders vorgestellt.
Doch vergangene Woche wurde Sergej Netschajew ins Auswärtige Amt einbestellt, also diplomatisch abgemahnt. Der Vorwurf: russische Einmischung in den Bundestagswahlkampf 2025 und ein Cyberangriff auf die Flugsicherung 2024. Für die Beeinflussungsversuche vor der Wahl wird insbesondere die Kampagne “Storm-1516” verantwortlich gemacht. Verfassungsschutzpräs
- Wie das Aufdecken einer solchen Kampagne durch staatliche Stellen funktioniert und wieso eine schnellere Reaktion notwendig ist, zeigt Heise.
- Kritik an Lücken bei der Cybersicherheit und den Schutzmaßnahmen gegen Desinformation gibt es auch von den Grünen.
- Dass auch die Bundeswehr von nachrichtendienstlichen Bedrohungen betroffen ist und die Spionagegefahr “so präsent wie nie” sei, beschreibt der Militärische Abschirmdienst in seinem Jahresbericht 2024.
- Wie sich Deutschland gegen russische Einmischung und die Auswirkungen von Desinformation auf die Öffentlichkeit wehren kann, beleuchtet Leon Erlenhorst im Interview mit radio3.
Illegitime Einflussnahme und Desinformationskampagnen waren aber nicht nur vor der Bundestagswahl ein großes Problem. Was uns dieses Jahr in diesem Kontext sonst noch besonders bewegt hat:
- Die Szene gesetzt hat direkt im Januar der Amtsantritt von Donald Trump, der mit autoritären Tendenzen und der Verachtung für Wahrheit aktuell alles aus seiner ersten Amtszeit toppt – und damit die gefährliche Akzeptanz einer vermeintlich “postfaktischen” Ära verstetigt.
- Im Sommer hat hierzulande die Kampagne gegen Frauke Brosius-Gersdorf gezeigt, wie Desinformation, Manipulationen und Verzerrungen bis in den Bundestag wirken und politische Entscheidungen beeinflussen können. Bei Markus Lanz hat Brosius-Gersdorf gestern über die Ereignisse aus ihrer Sicht berichtet.
- Die Wahl in Moldau im September hat hingegen ein Erfolgsbeispiel geliefert, wie effektive Abwehr gegen hybride Einflussnahme aussehen kann. Wie intensiv Russland sich davor bemüht hat, die Wahl pro-europäischer Kräfte zu verhindern, haben wir uns in verschiedenen Analysen angeschaut.
- Mit der neuen Trump-Administration hat auch die Relevanz von Handlungsfähigkeit gegenüber Big Tech und Plattformregulierung nochmals mehr zugenommen. Das aktuelle Vorgehen der EU bietet hier aber zumindest einen Hoffnungsschimmer.
- Besorgt blicken wir hingegen auf die Debatten um “Meinungsfreiheit” und “Zensur” und zunehmende Angriffe auf die Zivilgesellschaft und die Counter-Disinfo-Community.
Das kommende Jahr wird vor allem durch die Landtagswahlen in fünf Bundesländern und die Midterms in den USA viel Anlass für manipulative Beeinflussung von Diskurs und Informationsraum bieten. Auch die Fußball-WM als sportliches Großereignis werden wir im Blick behalten. Warum Sie als Leser:in dieses Newsletters eventuell Probleme haben könnten, überhaupt live bei den Spielen dabei zu sein (unabhängig von den horrenden Ticketpreisen), weiß das IFCN.
Weitaus einfacher kommen Sie zum 2. Political Tech Summit am 23. und 24. Januar in Berlin, wo in der Heeresbäckerei führende Expert:innen an der Schnittstelle von Politik und Technologie zusammenkommen. Als Partner des Summits freuen wir uns nicht nur auf den Desinformations-Workshop unseres Data & AI Coordinators Richard Schwenn, sondern auch, dass wir drei Freitickets für das Event verlosen dürfen. An der Verlosung teilnehmen können Sie hier, alle Infos zum Programm und zur Anmeldung gibt es hier.
Wir verabschieden uns nun in eine Winterpause und freuen uns, Sie wieder am 14. Januar 2026 mit den neuesten Entwicklungen und Themen aus der Desinformationssphäre zu versorgen. Bis dahin wünschen wir Ihnen schöne Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr!
Wenn Sie im nächsten Jahr unser wöchentliches Desinfo-Briefing mit den neuesten Hintergründen und Analysen rund ums Thema Desinformation erhalten wollen, abonnieren Sie es gerne hier.
Autor:in
